Die Fleischereien in Thüringen garantieren, dass die Menschen auch in Krisensituationen täglich frische und regionale Lebensmittel bekommen. Verkauf und Produktion, beides unter deutlich erschwerten Bedingungen, verlangen einen überdurchschnittlichen Einsatz von den Unternehmern und den Mitarbeitern.
Landesinnungsverband des Fleischerhandwerks Thüringen e.V., LIM Thomas Hönnger:
„Die große Herausforderung für unsere Fleischereibetriebe besteht aktuell in der gesicherten Versorgung der Bevölkerung mit handwerklich hergestellten Fleisch- und Wurstwaren. Auch leisten unsere Betriebe ihren Beitrag zur Bekämpfung der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus. Dazu sind viele Betriebe mit praktischen Lösungswegen beschäftigt, um z.B. die Abstandsregelungen einzuhalten. Wir haben viele Fleischer, die sich pfiffige Ideen ausdenken! Einer unserer Betriebe hat einen speziellen Thekenauszug gebaut, auf dem die Ware – statt der Übergabe per Hand – auf einem Tablett zum Kunden geschoben wird. Der Kunde legt dann nur noch sein Bargeld auf den Zahlteller. Die Mitarbeiter sind begeistert von dieser technischen Errungenschaft, die zusätzlich rückendschonend wirkt. Überhaupt liegt eine große Last auf den Schultern unserer Mitarbeiter, die trotz der schwierigen Situation bei der Stange bleiben – in den Handwerksbetrieben herrscht halt auch jetzt ein gutes Betriebsklima.
Im Großen und Ganzen kommen unsere Innungsbetriebe gut mit der Krisensituation zurecht. Sie werden umfangreich von den Organisationen unterstützt. Die Informationen gelangen über unterschiedliche Kanäle zu den Betrieben: per E-Mail, in den Mitgliederbereichen der Webseiten des Deutschen Fleischerverbands und des Fleischerverbandes Thüringen (ständig aktualisiert) oder über die neue App des DFV, mit der aktuelle Informationen direkt per Push-Nachricht auf dem Smartphone der Innungsmitglieder landen. Selbstverständlich sind die Dokumente und Infos für die Betriebsinhaber aufbereitet, schnell verständlich und direkt auf den Punkt. Die Kollegen bekommen nur für sie relevante Themen präsentiert – ohne unnötige Ausschweifungen oder unverständliches Juristendeutsch.
Jedoch verzeichnen Fleischereien, die sich auf Party- und Veranstaltungsservice spezialisiert haben oder Kitas, Schulen und Kliniken versorgen, große Umsatzeinbrüche. Viele von ihnen sind vertraglich gebunden und teilweise von der Existenz bedroht.
Die direkten Kontakte der Fleischer spielen jetzt ihre Vorteile aus. Wir kennen uns untereinander und beraten und helfen uns gegenseitig. Wenn in einem Betrieb krankheits- oder quarantänebedingt Personalmangel herrscht, übernehmen Kollegen Produktionsaufträge. Da bekommt der Begriff „Fleischerfamilie“ eine ganz neue Bedeutung.
Es steht außer Frage, dass wir alle unter der Krise leiden. Viele Betriebe kompensieren Umsatzausfälle durch die Erschließung neuer Vertriebswege, ermöglichen Bestellungen per Telefon und Internet und liefern diese dann selbst aus. Durch die überschaubaren Strukturen und den Fakt, dass die meisten Handwerks-Fleischereien Familienbetriebe sind, können solche Veränderungen sehr schnell umgesetzt werden. Aber so einfach lassen sich Umsatzausfälle auch nicht kompensieren!
Das Fortbestehen der ergriffenen Maßnahmen wird die Abläufe in den Geschäften dauerhaft verändern. Unter Umständen benötigen Betriebsinhaber mehr Personal, weil sie zusätzliche Schichten einplanen müssen. Das bedeutet natürlich steigende Kosten. Große Verunsicherungen sehen unsere Fleischereibetriebe in den Hinweisen der Landespolitik, dass sich vor Geschäften keine Warteschlangen bilden dürfen. Bei einer Begrenzung von Kunden im Geschäft bleiben diese nicht aus. Vor allem die Frage, ob man es trotzdem als „Warteschlange“ bezeichnet, wenn die Kunden in zwei Meter Abstand anstehen, beschäftigt die Unternehmer.
Wir sind zuversichtlich, dass sich die Menschen wieder rückbesinnen auf Bodenständigkeit und kleinere Strukturen – und dass das Vertrauen der Konsumenten in die heimischen Handwerksbetriebe wieder steigt.“