Weißensee. Dass am Firmensitz der Fleischerei Rüdiger in Weißensee gebaut wird, ist nicht zu übersehen. Die Baustelle befindet sich direkt an der viel befahrenen Burgstraße.
Wie Geschäftsführer Jürgen Rüdiger informiert, entsteht hier ein neues Wirtschaftsgebäude für die An- und Ablieferung der Fleisch- und Wurstwaren. Vor allem die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter sollen sich durch den Neubau verbessern. Den Grund und Boden hat die Firma bereits vor Jahren gekauft und die alte Bausubstanz abgerissen.
Der Rohbau des neuen Gebäudes steht. Jürgen Rüdiger hofft, bis zum Sommer das neue Haus in Beschlag nehmen zu können. Abhängig sei das nicht nur vom Wetter, sondern auch von den Baufirmen, die einfach zu volle Auftragsbücher hätten.
Steht das Gebäude, soll es mit der Erweiterung der Küche weitergehen. Geplant sei der Kauf neuer Maschinen wie Wolf- und Kutteranlagen, um dem wachsenden Bedarf an Fleisch- und Wurstwaren gerecht zu werden.
Eine Finanzspritze erhält das Unternehmen dafür aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie vom Freistaat Thüringen. Die Höhe der Fördermittel wie auch die Summe der Gesamtinvestition ließ sich Jürgen Rüdiger nicht entlocken.
Keine Frage habe es für ihn gegeben, am Firmensitz in der Stadt zu investieren.
Neben den besseren Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter führt er die steigende Nachfrage nach dem Partyservice und der warmen Mahlzeiten für Senioren an. Seit Jahren koche das Unternehmen für die Rentner der Stadt Mittagessen. Mit der größeren Küche soll das Angebot verstärkt werden, kündigt der Geschäftsführer an.
Der 58-Jährige führt das Unternehmen in vierter Generation.
Viele Hochs und Tiefs hat er in all den Jahren miterlebt. Blickt er auf das Kaufverhalten der Kundschaft, dann sei das heute bei der Auswahl der Speisen wesentlich bewusster. „Die Leute achten mehr darauf, was sie essen und lassen sich von der Qualität überzeugen. Gern greifen sie auch mal zu Roastbeef oder Rinderlende“, sagt er. Auch wenn ihn diese Entwicklung positiv stimmen müsste, blickt er pessimistisch in die Zukunft. „Es fehlt einfach an Fachpersonal. Keiner will mehr Verkäufer oder Fleischer werden“, malt er die Zukunft des Fleischerhandwerks schwarz.
Dabei kann das Unternehmen in Weißensee auf eine üb
er 100 Jahre alte Tradition blicken. Im Mai 1901 wurde es von Urgroßvater Curt gegründet. 1933 übernahm dessen Sohn Karl die Firma. Neben dem laufenden Fleischerbetrieb baute er das Versandgeschäft auf. Schlack-, Blut- und Leberwürste wurden an auswärtige Kunden bis ins Rheinland verschickt. Bis 1953 schlachteten Rüdigers selbst. Nach 1945 waren sie sogar die Zentralschlachtstätte für die Fleischereien in Weißensee und Umgebung. 1991 übernahm Jürgen Rüdiger und führte das Unternehmen in die neue Zeit. Aktuell sind 45 Mitarbeiter beschäftigt. Neben dem Firmensitz in Weißensee gibt es sechs Filialen. Unterwegs sind zudem drei Verkaufswagen, die die Dörfer in einem Radius von 25 Kilometer um Weißensee mit Fleisch- und Wurstwaren versorgen.
Quelle: Thüringer Allgemeine