2. Mitteldeutscher Verbandstag

von Jörg Schiffeler, afz

Gastgeber Thomas Hönnger (rechts), Landesinnungsmeister in Thüringen, mit den Kollegen Klaus-Dieter Kohlmann (Sachsen-Anhalt) und Thomas Keller (links,Sachsen).

Das vor einem Jahr neu geschaffene Tagungsformat ostdeutscher Fleischerverbände feierte 2019 Premiere in Leipzig unter Federführung des Sächsischen Fleischer-Innungs-Verbands (SFIV). Diesmal folgten die Mitglieder und Delegierten der Gegeneinladung des Fleischerverbands Thüringen. Die Zeiten, in denen man sich auf die Arbeit in der Wurstküche konzentrieren kann, seien vorbei, begrüßte Landesinnungsmeister Thomas Hönnger die Teilnehmer aus mehreren Bundesländern, darunter auch Vertreter aus Berlin und Brandenburg. Stattdessen werde man zusehends zum Schriftsteller, wandte er sich an den Festredner Christian Hirte. Der Eisenacher Bundestagsabgeordnete ist Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Länder und den Mittelstand.

Der CDU-Politiker erkennt die Bürokratie als Hindernis für Unternehmen an und verwies auf die Mittelstandsoffensive des Bundeswirtschaftsministeriums. Ziel sei es, die Lust auf das Unternehmertum zu wecken durch mehr Wertschätzung, spürbare Erleichterung durch das Bürokratieentlastungsgesetz und Stärkung kleiner und mittlerer Betriebe. An die Fleischer richtete der Parlamentarier den Appell sich einzubringen, damit die Politik auch im Sinne der Handwerker Entscheidungen treffen könne. „Metzger sind eine starke Marke mit Wort und Stimme“, bekannte Hirte.

Hauptgeschäftsführer Martin Fuchs vom Deutschen Fleischer-Verband (DFV) nahm den Faden auf und beklagte, dass die Mittelstandsförderung viel zu häufig viel zu groß gedacht werde. Zu oft stünden dabei Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern im Fokus. Dagegen seien es doch durchschnittlich kleiner strukturierte Handwerksbetriebe, die bei der Investitions- und Existenzförderung aus dem Blick geraten. So belaste die gesetzlich geforderte Umrüstung der bestehenden Kassensysteme inklusive „Technischer Sicherungseinrichtung“ (TSE) das Handwerk erheblich. Auch spüre der einzelne Metzgermeister nichts von einer Entlastung der Bürokratie.

Wenn der Fleischer sein ureigenstes Handwerk ausübe, werde das durch die Kunden honoriert, so Gastgeber Thomas Hönnger. Der Fleischermeister aus Jena forderte von Politikern und Konsumenten die regionalen Produktionsketten nicht nur zu loben, sondern auch zu fördern. „Durch viele Skandale, die vielfach auf das Konto der Industriebetriebe gingen, ist das Vertrauen der Verbraucher in unser Handwerk wieder gewachsen“, ist sich der Landesinnungsmeister sicher. Diesen Zuspruch gelte es nun unbedingt zu nutzen. Dennoch seien regionale Strukturen in Gefahr. Das zeige sich beim Thema Schlachthöfe in Thüringen. „Es ist mindestens zehn nach Zwölf“, stellte Hönnger mit Blick auf die Einstellung der Schweineschlachtung bei Vion in Altenburg im Osten des Bundeslands fest.

Es komme jedoch nun darauf an, dass die Verbraucher Tierwohl und Qualität aus der Region nicht nur „toll finden“, sondern auch an der Kasse dafür zahlen. Angebote von Discountern, die ihren Produkten mit Markennamen wie „Meine Metzgerei“ einen handwerklichen Charakter verleihen, hält Hönnger für höchst fragwürdig. Es schade allen in der Branche, wenn Hackepeter verschleudert werde und vegetarische Burger-Pattys zu Wucherpreisen gehandelt werden.

Die ostdeutschen Fleischer kamen auch zusammen, um künftige Organisationsmodelle anzudenken. Während Landesinnungsmeister Klaus-Dieter Kohlmann aus Bitterfeld-Wolfen das hohe Lied auf die Wiege der Wurstkultur in Mitteldeutschland sang, richtete der Bautzener Thomas Keller einen Appell zum Zusammenrücken an die Tagungsteilnehmer. Es sei kein Mitgliederzuwachs zu erwarten, so der sächsische Landesinnungsmeister.

Thüringer und Sachsen können sich ein gemeinsames Dach mit Sachsen-Anhalt sowie Innungen aus Berlin und Brandenburg nach dem Vorbild des Fleischerverbands Nord vorstellen. Je stärker die Organisation, desto mehr Gewicht hat die Stimme des Berufsstands, darin ist man sich in Nohra und Dresden einig. Zur Überraschung der Anwesenden sagte Sachsen-Anhalt die Durchführung des dritten Mitteldeutschen Verbandstags für 2021 ab. Der SFIV erklärte sich bereit, einzuspringen.

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